Die Beute by Emile Zola
Autor:Emile Zola [Zola, Emile]
Format: mobi
Tags: Roman
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-02-21T23:00:00+00:00
Kapitel V
Der Kuß, den Saccard auf den Nacken seiner Frau gedrückt hatte, ließ ihm keine Ruhe. Schon seit langem machte er von seinen Rechten als Ehemann keinen Gebrauch mehr, der Bruch war ganz von selbst gekommen, da den Gatten nichts an einer Bindung lag, die beiden lästig war. Der Gedanke, wieder einmal in Renées Zimmer zu gehen, kam Aristide nur dann, wenn ihm nach den ehelichen Zärtlichkeiten irgendein vorteilhaftes Geschäft winkte.
Das so glücklich begonnene Unternehmen in Charonne machte gute Fortschritte, wenn Saccard auch in Sorge über den Ausgang der Sache war, weil Larsonneau mit seiner tadellosen Wäsche eine Art zu lächeln hatte, die Saccard mißfiel. Jener war zwar nur ein Mittelsmann, ein Strohmann, dessen Gefälligkeiten er mit zehn Prozent des zukünftigen Reingewinns bezahlte. Aber obwohl der Enteignungsagent nicht einen Sou in das Geschäft gesteckt und Saccard, nachdem er das Kapital für das KonzertCafé beschafft und alle Vorsichtsmaßnahmen, wie Scheinverkäufe, Briefe, deren Datum unausgefüllt geblieben war, im voraus ausgestellte Quittungen, getroffen hatte, empfand er doch eine geheime Angst, die Vorahnung irgendeines Verrats. Er witterte bei seinem Helfershelfer die Absicht, ihn mittels jenes gefälschten Inventars zu erpressen, das Larsonneau sorgfältig hütete und dem allein er seine Teilhaberschaft verdankte.
Um so herzhafter schüttelten die zwei Gauner einander die Hand. Larsonneau nannte Saccard seinen »lieben Meister«. Im Grunde hegte er eine aufrichtige Bewunderung für diesen Balancekünstler, dessen Kunststücke auf dem gespannten Seil der Spekulation er als Liebhaber solcher Dinge mit Interesse verfolgte. Der Gedanke, diesen Mann zu betrügen, besaß für ihn den Reiz eines seltenen, pikanten Genusses. Er hegte einen noch undeutlichen Plan, wußte noch nicht, wie er die Waffe, die er besaß und mit der er sich selber zu verletzen fürchtete, benutzen könnte. Zudem fühlte er sich noch von seinem ehemaligen Kollegen abhängig. Die Grundstücke und Gebäude, die nach den geschickt errechneten Aufstellungen schon fast einen Wert von zwei Millionen darstellten, in Wirklichkeit aber nicht ein Viertel dieser Summe wert waren, mußten in einem Riesenbankrott versinken, wenn nicht die Fee der Enteignung sie mit ihrem goldenen Zauberstab berührte. Nach den ursprünglichen Plänen, in die sie hatten Einblick nehmen können, mußte der neue Boulevard, der durchgebrochen wurde, um den Artilleriepark von Vincennes mit der PrinceEugèneKaserne zu verbinden und ihn unter Umgebung des Faubourg SaintAntoine in die Innenstadt von Paris einzubeziehen, einen Teil der Grundstücke beanspruchen; doch blieb zu befürchten, das diese kaum berührt werden würden und die so fein ersonnene Spekulation mit dem KonzertCafé an ihrer eigenen Kühnheit scheitern könnte. In diesem Fall mußte Larsonneau eine unangenehme Geschichte auf den Hals bekommen. Aber diese Gefahr hinderte ihn nicht, sich, ungeachtet seiner in der Natur der Sache begründeten Nebenrolle, furchtbar zu ärgern, sobald er an die spärlichen zehn Prozent dachte, die ihm von einem so riesenhaften Millionendiebstahl zufallen würden. Und deshalb vermochte er der ungeheuren Verlockung nicht zu widerstehen, die Hand auszustrecken und sich seinen Anteil zu sichern.
Saccard hatte nicht einmal gewollt, daß Larsonneau Renée Geld lieh, und hatte sich selber an diesem groben, melodramatischen Trick ergötzt, der ihm bei seiner Vorliebe für verwickelte Geschäfte gefiel.
»Nein,
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